
Warum die Welt nach Wien schaut
Das BIO-Europe-Ticket für Wien ist gebucht und an den Partnering-Anfragen wird auf Hochtouren gearbeitet. Um die Meeting-Optionen bestmöglich auszuschöpfen, lohnt sich ein Blick auf Side Events und die regionale Biotechnologie-Szene.
Auf der BIO-Europe rettet ein Kaffee unterm Kristallluster am LISA – Life Science Austria-Stand so manchem Konferenzgast den Tag. Vor über 20 Jahren gegründet, zählt die Wiener Life-Sciences-Clusterplattform LISAvienna zu den Machern im Wiener Innovationsökosystem. Als Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Bundesförderbank Austria Wirtschaftsservice und der Wirtschaftsagentur Wien organisiert, bietet ein Expertenteam kostenlos Beratung und Vernetzung an. Das schließt die Organisation von Gemeinschaftsständen auf internationalen Konferenzen mit ein. Anfang November treffen sich die wichtigsten Biotech-Entscheidungsträger in Wien, um über zukünftige Partnerschaften, Aufträge und Finanzierungen zu verhandeln.
Biotech in Rathaus und Hofburg
„Die Gesundheitsmetropole Wien ist Österreichs Life Sciences Hub und wird mit einer großen Biotechnologie-Delegation vertreten sein. Insgesamt öffnet LISAvienna über 90 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet die Tür zu erstklassigen Kontakten. Ich freue mich besonders darauf, die Konferenzgäste beim Begrüßungsempfang im Wiener Rathaus willkommen zu heißen“, so Philipp Hainzl, zentraler Kontakt für Innovationen und Leitprojekte im Gesundheits- und Life-Sciences-Bereich bei der Wirtschaftsagentur Wien und Geschäftsführer von LISAvienna. Er ergänzt: „Als Local Host sorgen wir für einen würdigen Rahmen, um erste Gespräche zu führen – ein wunderbarer Auftakt für die Partnering-Meetings im Vienna Convention Center.“ Zwischen den Terminen bietet der LISA-Stand Infos über potentielle Partner, Investment-Optionen und Förderangebote für die Biopharmazie, Investoren und Ansiedlungswillige. Zum Rahmenprogramm zählen eine Exhibit Hall Reception in Kooperation mit der ABA – Austrian Business Agency und ein Meet & Greet über Gesundheitstechnologien mit ecoplus. Hainzl: „Das Geschäftliche steht bei der Konferenz an erster Stelle, aber bei der Reception im Rathaus und dem festlichen Abendempfang in der Hofburg mit Konzerten junger Künstler entstehen auch ganz besondere persönliche Erinnerungen.“
Partner für neue Arzneimittel
„Spitzenforschung in Wien sorgt für Innovationen: Das IMBA-Spin-off HeartBeat.bio nutzt aus Stammzellen gezüchtete Mini-Herzen, um Krankheiten zu modellieren und mit Hilfe von KI und Automatisierung neue Wirkstoffe gegen unterschiedliche Formen der Herzinsuffizienz zu entwickeln“, so Michael Krebs, Geschäftsführer von HeartBeat.bio. Was Österreich betrifft, zählen KI, CRISPR/Cas9, iPSCs und Organoide insgesamt zu Technologien, die im Drug Discovery verstärkt zum Einsatz kommen. ABS Biotechnologies, a:head bio, aitiologic, Angios, bit.bio discovery, dawn-bio, Graph Therapeutics und Myllia Biotechnology zählen ebenfalls zu den Namen, nach denen man bei der BIO-Europe in dieser Hinsicht Ausschau halten sollte. Im Fokus stehen weitere Unternehmen mit ihren Entwicklungspipelines, wobei Krebs, immunologische und neurodegenerative Erkrankungen und Infektionskrankheiten im Vordergrund stehen. Neue Ansätze in der Onkologie verfolgen beispielsweise Bluesky Immunotherapies, invIOs, JLP Health, OncoOne, QUANTRO Therapeutics, RIANA Therapeutics oder YGION. Bernd Boidol, Geschäftsführer von Proxygen, über eine Idee, die MSD bis zu 2,55 Mrd. USD wert ist: „In unseren Proxygen-Labors jagen wir nach Glue Degraders – molekulare Wirkstoffe, die gezielt krankheitsrelevante Proteine im Körper abbauen. Wien ist dafür das ideale Jagdgebiet: ein spannender Hub für Top-Talente, eine Stadt, die gerne von Investoren und Experten besucht wird und ein Umfeld, in dem Biotechnologie aktiv unterstützt wird – von Laborflächen und Förderprogrammen bis hin zu starken lokalen und internationalen Netzwerken.“ Der Erfolg spricht für sich: Im August erhielt ein in Wien entwickelter Wirkstoff zur Behandlung einer speziellen Form von Lungenkrebs die Zulassung in den USA. Das ist ein bedeutender Meilenstein für das Krebsforschungszentrum von Boehringer Ingelheim in Wien. Die Zulassung eröffnet nicht nur neue Therapieperspektiven und Hoffnung für Patienten weltweit, sondern setzt auch ein starkes Signal für die Stärke des Forschungsstandorts Österreich.
Dienstleister und Zulieferer
Dienstleister rund um präklinische und klinische Studien bieten ihre Expertise ebenso bei der BIO-Europe an. Dazu kommen Auftragsforschung wie bei VelaLabs, Zulieferer und Innovatoren rund um Produktionsprozesse und Formulierungen. Das Spektrum reicht vom Anlagenspezialist ZETA über Formulierungen mittels spezieller Lipide von NovoArc über Strategien für verbesserte API-Wasserlöslichkeit durch Marinomed bis zur ortsspezifischen Konjugation von Proteinen und Antikörpern mit den Technologien von VALANX Biotech und der Auftragsproduktion von DNA, mRNA und Proteinen bei Biomay und Boehringer Ingelheim. Zudem werden Österreichs Wirtschaftsförderer, Investoren, Inkubatoren wie Cebina, Patentanwälte, Personalagenturen und Logistikdienstleister Experten entsenden.
Akademische Innovationstreiber
Österreichs Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bieten bei der BIO-Europe neue Technologien an und präsentieren sich als Kooperationspartner für Entwicklungsprojekte, darunter die Medizinische Universität Wien. Michaela Fritz, Vizerektorin für Forschung und Innovation, betont: „Die MedUni Wien ist ein zentraler Innovationstreiber für den Wirtschaftsstandort Wien – insbesondere in den Bereichen klinische Studien, translationale Forschung und medizinische Spitzenversorgung. In enger Zusammenarbeit mit Start-ups und Großunternehmen entstehen innovative Therapien und Diagnosemöglichkeiten. Exzellente Grundlagenforschung, State-of-the-Art Technologien und Zugang zu IPR und der direkte Nutzen für Patienten machen die MedUni Wien zu einer starken und zuverlässigen Partnerin für die Life-Sciences-Branche.“ Im Rahmen der Konferenz beteiligt sich Fritz als Jurymitglied an der Startup Spotlight Pitch Competition.
Zahlen, Daten, Fakten
Der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Energie und Tourismus und der Stadt Wien veröffentlichte Vienna Life Science Report 2024/25 (s. QR-Code) zeigt: In der Bundeshauptstadt sind über 750 Organisationen mit mehr als 49.000 Beschäftigten im Life-Sciences-Sektor tätig. Davon gehören rund 350 Unternehmen zum Biotechnologie- und Pharma-Bereich, die mit knapp 23.000 Mitarbeitern 2023 einen Umsatz von etwa 18,4 Mrd. Euro erzielten. Bemerkenswert: 62 % aller dedizierten österreichischen Biotech-Unternehmen haben ihren Sitz in Wien. Das sind 119 vergleichsweise kleine und junge Unternehmen mit insgesamt rund 1.800 Beschäftigten. Zusätzlich gibt es 37 weitere Unternehmen, die im Biotech-Bereich aktiv sind, darunter internationale Großunternehmen, und eine lebendige Vertriebsszene – alle Top-20-Biopharma-Konzerne weltweit haben Niederlassungen in Wien. 19 Forschungseinrichtungen sind besonders stark in den Life Sciences aktiv. Gemeinsam bringen sie es in diesem Feld auf 10.600 Mitarbeiter, 8.800 wissenschaftliche Publikationen und 34.000 Studenten – ein entscheidender Standortvorteil für die Wirtschaft.
Regularien auf der Bühne
Eine Produktidee mit echtem Marktbedarf, ein starkes Team und solide Finanzierung sind entscheidende Grundlagen für jedes Start-up. Ebenso unverzichtbar für den Marktzugang ist fundiertes Wissen zu regulatorischen Anforderungen – nicht nur wenn es um Arzneimittel geht. Hier setzt die LISAvienna Regulatory Affairs Conference for Medical Devices and In-vitro Diagnostics an. Was vor neun Jahren mit dem Ziel begann, Unternehmen mit den Vorgaben von MDR und IVDR vertraut zu machen, ist heute ein Highlight im jährlichen Veranstaltungsreigen. Am 15. Oktober 2025 bringt die Konferenz im Schloss Schönbrunn Unternehmen, Gesundheitseinrichtungen, Benannte Stellen, Behörden und Dienstleister zu einem praxisorientierten Erfahrungsaustausch zusammen. Auf der Agenda stehen die richtige Klassifizierung von Medizinprodukten, der Einsatz von Real-World-Daten in der klinischen Entwicklung, Cybersecurity, IT-Sicherheit und der Umgang mit dem EU AI-Act, Strategien für einen effizienten Markteintritt, die Kostenerstattung von DiGA in Europa sowie Post-Market-Surveillance.
Dieser Artikel ist dem Österreich-Spezial in |transkript 3/2025 entnommen.
Kontakt:
Philipp Hainzl
LISAvienna
Karl-Farkas-Gasse 18
1030 Wien
www.LISAvienna.at